Digital Cultures

Echte Probleme lösen – Das “civicOER-Seminar”
Wie lassen sich Open Educational Ressources (OER) als Beitrag für die Zivilgesellschaft in die Flüchtlingsarbeit integrieren und wie können diese für mehr Chancengerechtigkeit sorgen? Dieser Frage gehen Masterstudierende im Wintersemester 2017/2018 im Komplementärseminar „Digital Cultures. Freie Bildungsressourcen in der Flüchtlingsarbeit“ nach. Praxisnah stellen sie sich der Herausforderung eine wettbewerbsfähige Projektidee für die Ausschreibung „digital.engagiert“ zu entwerfen, die die „amikeco-Willkommensinitiative e.V.“ in der Arbeit mit Geflüchteten auf digitaler Ebene unterstützen soll.
Das Konzept einer App, die die Vernetzung von Lüneburgern und Geflüchteten unterstützt, soll zur Integration in den Alltag beitragen. Bei erfolgreicher Bewerbung lockt eine professionelle Begleitung des geplanten Projekts.
Um einen möglichst breiten Zugang zu einem gemeinsamen Anliegen zu schaffen, sind auch Gasthörer, Nicht-Studierende, Schüler_innen sowie alle anderen Interessierten herzlich eingeladen die Seminarsitzungen zu besuchen und ihre Ideen einzubringen und darüber hinaus an der Projektverwirklichung mitzuwirken. „Nicht gleiche ethnische oder kulturelle Herkunft, auch nicht eine gemeinsame Geschichte oder ein Dialekt […]“ evozieren „Gemeinschaft, sondern vielmehr das Miteinander-Sprechen in der gemeinsamen Lebenswelt über die gemeinsame Lebenswelt“. [1]
Über die neue Plattform sollen Lüneburger ihre ganz alltäglichen Aktivitäten veröffentlichen können und eine Teilnahme daran ermöglichen. Geflüchtete können sich dann über diese App für die Aktion eintragen und einfach mitmachen. So muss der Anbietende seinen Alltag nicht umstrukturieren, um in der ehrenamtlichen Hilfe aktiv zu sein, der Geflüchtete hat wiederum die Möglichkeit Teil des ganz normalen Lebens in Lüneburg zu sein, wie beispielsweise beim Wocheneinkauf, bei einer Joggingrunde, dem Stadtbummel oder anderen Freizeitaktivitäten.
Unter der Leitung von Dr. Jane Brückner verfolgt das Seminar den Ansatz des „Service Learning “ und fokussiert eine „[…] stärkere Anwendungsorientierung des akademischen Lehrens“ [2], durch die die Studierenden vor allem ihre Selbstwirksamkeitserfahrungen ausbauen: „Werden sie mit ihren individuellen Kompetenzen aktiv und erweitern sie ihre Handlungsreichweite“, ermutigt Brückner die Teilnehmenden.
Service Learning in Kooperation mit der „amiceko Willkommensinitiative e.V.“
Die Schlüsselkompetenzen, wie „das Verständnis sozialer Interdependenz“ [3], eigene Verantwortlichkeit und die Reflexion der eigenen Handlungen, die über das Service Learning erworben werden, können den Studierenden auch in ihrer außeruniversitären Zukunft zu Gute kommen. Das Projekt mit der „amikeco-Willkommensinitiative e.V. “ dient dazu, frühzeitig akademische „[…] theoretische Inhalte mit praktischen Problemstellungen zu verbinden, die Lücke zwischen dem an Hochschulen vermittelten Wissen und den in der Praxis existierenden Fragestellungen zu schließen“ [4], und das, „[…] ohne theoretische oder methodische Inhalte zu vernachlässigen.“ [5]
Die Studierenden wenden „[…] ihr bereits erworbenes akademisches Wissen und ihre Fähigkeiten (meist regional, manchmal auch international) in praktischen gesellschaftlichen Feldern an und entwickeln dadurch ein besseres Verständnis für das Lösen ‘echter’ gesellschaftlicher Problemstellungen.“ [6] Die Willkommensinitiative eignet sich daher als optimaler Kooperationspartner, weil nicht nur Studierende, sondern auch Ehrenamtliche, Lehrende und die Gesellschaft von der Arbeit profitieren. Die teilnehmenden Studierenden lernen ihr Wissen in einem realen Kontext zu erproben, die Lehrende selbst lernt von den Studierenden und baut ihren Erfahrungsreichtum aus. Die ehrenamtlichen Helfenden werden in ihrer Arbeit unterstützt und erhalten Hilfestellung bei der Lösung von Stolpersteinen in der integrativen Arbeit.
Der, seit 2009 in Lüneburg aktive Verein „amikeco-Willkommensinitivative “, hat es sich zur Aufgabe gemacht eine umfangreiche Flüchtlingsbetreuung zu leisten, die sich in viele kleine Projekte gliedert. Die Ideen einer Hausaufgabenbetreuung für Schüler_innen, eines Kleidertreffs oder des Welcome and Learning Centers , in dem nicht nur die deutsche Sprache erlernt werden kann, sondern das auch einen Treffpunkt für den interkulturellen Austausch darstellt, wurden bereits realisiert. Um den Verein weiter zu stärken, führten die die Teilnehmenden eine konkrete Bedarfsanalyse mit den Vertretern des Vereins im Gespräch durch, um eine digitale Lösungsstrategie herbeizuführen und die ehrenamtliche Arbeit zu erleichtern.
In den Sitzungen entwickeln die Studierenden ihre Ideen zielgerichtet auf das Leitbild der Initiative hin und versuchen Lösungen zu generieren, sodass ein reibungsloser Ablauf die Freiwilligenhilfe erleichtert. Hierbei stehen eine dauerhafte und nachhaltige Beteiligung von potentiellen Ehrenamtlern genauso im Vordergrund, wie eine Erleichterung des Einstiegs in die ehrenamtliche Arbeit. Besteht das Konzept der integrativen App im Förderinitiativen-Wettbewerb „digital.engagiert “, kann diese Idee in Zukunft mit externer, professioneller Expertise realisiert werden.
Die Förderinitiative digital.engagiert unterstützt die zivilgesellschaftliche Digitalisierung
Hinter dieser Förderinitiative stecken der Stifterverband und das Unternehmen Amazon. Zusammen möchten sie gemeinnützige Organisationen unterstützen, die Chancen der Digitalisierung für sich zu nutzen und gesellschaftliches Engagement forcieren. Eine Jury wählt aus allen Bewerbungen die 15 stärksten Konzepte aus. Diese erhalten dann Unterstützung durch Experten bei Planung und Umsetzung der Projektideen sowie finanzielle Förderung. In einer abschließenden Runde präsentieren die Teilnehmenden ihre Fortschritte – die stärksten drei Konzepte erhalten daraufhin weiteren Support.
Eine Gesellschaft, die allen dieselben Chancen bietet
Damit ihre Projektidee möglichst erfolgreich wird und die „amikeco-Willkommensinitiative e.V. “ Unterstützung in der weiteren Arbeit erhält, setzen sich die Studierenden nicht nur mit den Schwierigkeiten in der ehrenamtlichen Arbeit auseinander, sondern beschäftigen sich auf Diskussionsebene bewusst mit der Nutzung von freien Bildungsressourcen (OER) und dem Service Learning als Option für mehr Kooperationen zu sorgen und so Chancengleichheit für alle Gesellschaftsmitglieder zu schaffen. Das Ziel der Studierenden ist es nicht nur die Ausschreibung erfolgreich zu meistern, sondern auch gesellschaftliches Engagement zu generieren, um weitere Bürger_innen in die Rolle zu versetzen etwas verändern und einen zivilgesellschaftlichen Mehrwert generieren zu können.
Link zur Präsentation zum Projekt civicOER
Literaturverweise:
[1] Frank, Susanne; Sliwka, Anne: Handbuch Service Learning. Weinheim, 2003, S.3.
[2] Altenschmidt, Karsten; Miller, Jörg; Stark, Wolfgang: Zusammenarbeiten Zusammen Gewinnen. Was Kooperationen zwischen Hochschule und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist, Universität Duisburg-Essen, 2013, S. 34.
[3] Frank, Susanne; Sliwka, Anne: Handbuch Service Learning. Weinheim, 2003, S.4.
[4] Altenschmidt, Karsten; Miller, Jörg; Stark, Wolfgang: Zusammenarbeiten Zusammen Gewinnen. Was Kooperationen zwischen Hochschule und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist, Universität Duisburg-Essen, 2013, S. 34.
[5] Altenschmidt, Karsten; Miller, Jörg; Stark, Wolfgang: Zusammenarbeiten Zusammen Gewinnen. Was Kooperationen zwischen Hochschule und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist, Universität Duisburg-Essen, 2013, S. 34.
[6] Altenschmidt, Karsten; Miller, Jörg; Stark, Wolfgang: Zusammenarbeiten Zusammen Gewinnen. Was Kooperationen zwischen Hochschule und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist, Universität Duisburg-Essen, 2013, S. 36.
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